Heidelberger Hybrid Threat Indicator

Immer häufiger setzen staatliche und nicht-staatliche Akteure in der internationalen Politik untypische Instrumente in untypischen Kombinationen ein. Dazu gehören beispielsweise Cyberoperationen oder Desinformationskampagnen. Solche Angriffe werden auch als hybride Bedrohungen bezeichnet.

Doch obwohl diese hybriden Bedrohungen eine hohe sicherheitspolitische Relevanz besitzen, wissen wir noch wenig über ihr konkretes Ausmaß.

Hybride Bedrohungen lassen die Grenzen zwischen Krieg und Frieden sowie Freund und Feind gezielt verschwimmen, indem atypische Instrumente in unkonventionellen Kombinationen zum Einsatz kommen. So entsteht ein Zustand strategisch-kalkulierter Ambiguität, in der ein angegriffener Akteur seine eigenes Bedrohungsumfeld nicht mehr klar bewerten kann. Der Heidelberger Hybrid Threat Indicator (HTI) quantifiziert diese Ambiguität und übersetzt sie in ein Warnsystem, das hybride Bedrohungen und deren Entwicklung über zeit anzeigt. Er vermisst dazu die drei Dimensionen von Ambiguität: Komplexität, Abstreitbarkeit und Bonding Capacity.

Im Video erhalten Sie einen ersten Überblick über die konzeptionellen und methodischen Grundlagen sowie die Anwendungsmöglichkeiten des HTI.


Das Video führt in den Hybrid Threat Indicator ein.

Dashboard

Auf dem Dashboard können die unten stehenden sechs Indikatoren abgerufen werden, die der HTI zur Vermessung hybrider Bedrohungen ermittelt. Sie stehen aktuell in monatlicher Auflösung für Deutschland, Polen, Moldawien, Litauen und den Kosovo zur Verfügung.

Warnsignal
Komplexität
Energie-Abhängigkeit
Abstreitbarkeit
Ambiguitäts-Cocktail
Interaktions-Netzwerk

Konzeptionelle Grundlagen

Der HTI spricht von hybriden Bedrohungen, wenn bedrohende Akteure untypische Instrumente in untypischen Kombinationen einsetzen. Damit erzeugen sie vieldeutige Situationen, die von bedrohten Akteuren nicht klar eingeschätzt werden können. Dieser Zustand der strategisch kalkulierten Ambiguität ist der Kern hybrider Bedrohungen. Er ergibt sich aus den Ambiguitäts-Dimensionen Komplexität, Abstreitbarkeit und Bindungsfähigkeit einer Handlung.


Methodik & Daten

Zur Vermessung hybrider Bedrohungen setzt der HTI auf neueste Methoden der empirischen Sozialforschung. Zentrales Element bildet eine sequentielle Netzwerkanalyse, die auf maschinellem Lernen aufbaut. Sie wird auf mehrere Datenquellen angewendet, die von der Traversals Analytics and Intelligence GmbH, dem European Repository of Cyber Incidents (EuRepoC) sowie aus der Datenbank POLitical Event Classification, Attributes, and Types (POLECAT) stammen.


Anwendung

Am Beispiel des Konfliktes zwischen Serbien und der Republik Kosovo zeigen wir, wie der Warnindikator interpretiert werden kann, welchen analytischen Mehrwert der HTI bietet, wie er in der Forschung zum Einsatz kommen kann und welche Einschränkungen dabei zu beachten sind.


Über uns

Der HTI wurde von der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) gefördert und am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Außenpolitik der Universität Heidelberg in enger Zusammenarbeit mit der Traversals Analytics and Intelligence GmbH und dem European Repository of Cyber Incidents (EuRepoC) entwickelt.

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